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Geschichte der Diakonie-Sozialdienst GmbH

1896 wurde in Geringswalde durch eine städtische Stiftung die "Herberge zur Heimat" in der Erich-Zeigner-Straße 17 errichtet. Die Betreibung der Herberge wurde der Inneren Mission der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens übertragen. Später ging das Objekt ganz in das Eigentum der Inneren Mission über.

Die "Herberge" war nicht nur Unterkunft, sondern für viele Vereine der Stadt auch Treff- und Versammlungspunkt, da es hier auch Bewirtung und Vereinszimmer gab.

1995 übernahm die Diakonie-Sozialdienst GmbH als Rechtsnachfolgerin der Inneren Mission Sachsens das inzwischen zum Altenheim umgewandelte Gebäude "Altersstift zur Heimat" und das dazu gehörige Grundstück. Das mehrfach umgebaute und zuletzt 1989 erweiterte Gebäude bot zuletzt 30 Heimplätze an, erfüllte aber die ab 1990 geltende Heimmindestbauverordnung nicht.

Daher wurde unmittelbar nach der Wende ein Neubau konzipiert und 1995 schließlich bezogen.

Das neue "Altersstift zur Heimat" in Geringswalde wurde direkt hinter der Kirche und oberhalb des großen Teiches gebaut. Es liegt somit idyllisch im Grünen und doch zentral.

Für die leer stehende "Herberge" wurde lange eine Möglichkeit der Nachnutzung gesucht. Aufgrund der fast hundertjährigen Geschichte des Hauses war das Interesse der Einwohner von Geringswalde am Schicksal des Gebäudes groß. Bautechnische Bestandsaufnahmen und Auflagen der Brandsicherheitsbehörde ergaben allerdings, dass ein Umbau des Gebäudes ökonomisch nicht sinnvoll ist. Es wurde daher der Abriss des alten Hauses entschieden. An dessen Stelle wurde dann die neue "Herberge zur Heimat" gebaut und 2005 bezogen. Sie bietet als Einrichtung des betreuten Wohnens vielen alten Menschen ein gemütliches und bedarfsgerechtes zu hause.

Noch während man Nutzungsmöglichkeiten für die "Herberge" plante, wurde 1997 die Wohnanlage für betreutes Wohnen "Wohnen im Alter" in der Dresdener Straße 27 in Geringswalde in Betrieb genommen. Die dort zur Verfügung stehenden komfortablen Wohnungen in unmittelbarer Nähe zu unserer Sozialstation werden von den Senioren gern angenommen.

In der Stadt Penig wurde 1907 in der Chemnitzer Straße 85 ein Krankenhaus errichtet, das durch An- und Erweiterungsbauten insbesondere nach dem zweiten Weltkrieg maßgeblich erweitert wurde. Durch die Neustrukturierung der Krankenhauslandschaft in Sachsen nach 1990 wurde das Krankenhaus geschlossen. Der Standort sollte allerdings als traditioneller Stützpunkt des Sozial- und Gesundheitswesens in der Region erhalten bleiben und so wurde das Objekt der Diakonie-Sozialdienst GmbH übertragen und zu einem Pflegeheim umgebaut. Das "Haus Hoffnung" hatte zunächst 45 Plätze. Auf dem Gelände wurde ebenfalls eine Tagespflege und die Diakonie-Sozialstation etabliert und damit das Altenhilfeangebot an diesem Standort erweitert.

Bald machten der niedrige Unterbringungsstandard und Brandschutzvorgaben eine Erweiterung und Modernisierung des Heimes nötig. Und so wurde 2004 mit einem Erweiterungsbau begonnen, bei dem die neuesten Konzepte der Altenpflege realisiert wurden. Nicht nur für unsere Bewohner, sondern auch für unsere Mitarbeiter konnten damit die Bedingungen stark verbessert werden. Die behagliche Atmosphäre und die komfortablen Ausstattung kommen somit allen zu Gute.

 

In einem Umkreis von etwa 20 km ist das "Haus Hoffnung" in Penig das einzige diakonische Altenpflegeheim und stellt daher ein besonderes Angebot für christlich gebundene Menschen im Einzugsgebiet dar. Aber auch nichtreligiöse Menschen nehmen unsere Leistungen gerne in Anspruch, die mit der Tagespflege und der Sozialstation sinnvoll ergänzt werden.

Eine kurze Geschichte des Helfens

Die Geschichte der Diakonie als kirchliches Werk beginnt im September 1848 auf dem Kirchentag in Wittenberg: Der Hamburger Theologe Johann Hinrich Wichern regte in seiner berühmten Stegreifrede die Gründung des "Central-Ausschusses für die Innere Mission der deutschen evangelischen Kirche" an. Diakonische Arbeit gab es jedoch schon lange vor Wichern: Initiativen von Frauen und Männern, die sich dem Auftrag Jesu Christi verpflichtet wussten, prägen die Geschichte der Christenheit.

Innere Mission - ein Programm gegen Armut und Not

Wichern gab der Bewegung Namen, Ziel und Auftrag: Die "Innere Mission" als umfassende Reformbewegung, so hatte er in Wittenberg ausgeführt, sei ein unverzichtbarer Teil kirchlichen Handelns. Wichern entwarf ein Programm gegen soziale Not und gegen Armut im umfassenden Sinn. Seine Vorschläge stützten sich auf seine langjährige Praxis im "Rauhen Haus" in Hamburg, einer Rettungsanstalt für verwahrloste Kinder, die er gegründet hatte.

Der zweite Gründungsvater neben Wichern ist Pfarrer Theodor Fliedner. Fliedner hatte in Kaiserswerth bei Düsseldorf seine Arbeit mit entlassenen weiblichen Strafgefangenen begonnen. Später schuf er den neuen Beruf der Diakonisse. Diakonissen, Schwesternschaften und Gemeinschaften von Diakoninnen und Diakonen tragen seit vielen Jahren die diakonische Arbeit in Krankenhäusern und in Gemeinden.

Johann Hinrich Wichern - institutionelle Verankerung diakonischer Initiativen

Wichern gelang es, die verschiedenen Initiativen von Christinnen und Christen unter einem gemeinsamen organisatorischen Dach zusammenzuführen. Schon bald nach Ende des Wittenberger Kirchentages entstanden regionale und lokale Zusammenschlüsse der Inneren Mission. Sie wurden Träger von rechtlich selbständigen Heimen, Einrichtungen und Anstalten, die sozialpädagogische, fürsorgerische und pflegerische Verantwortung für Hilfebedürftige wahrnehmen.

Im Laufe der Zeit entwickeln sich daraus vielfältige diakonische Hilfeangebote mit neuen Arbeitsbereichen. Heute arbeiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Diakonie in vielen Berufsfeldern innerhalb von Kirche, Gemeinde, diakonischen Einrichtungen und in sozialen Diensten in der Gesellschaft.

Neuer Impuls für die organisierte Diakonie - das Hilfswerk der EKD

Den zweiten Impuls für die organisierte Diakonie gab die Notsituation in Deutschland unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg. 1945 wurde das Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland unter Leitung des späteren Bundestagspräsidenten Eugen Gerstenmaier gegründet. Das Hilfswerk verteilte zunächst Hilfssendungen, die aus der Ökumene nach Deutschland kamen. Vertriebene und Flüchtlinge wurden mit Unterstützung des Hilfswerks angesiedelt, entwurzelte Jugendliche erhielten zusätzlich eine Ausbildung und ein Zuhause.

Im Laufe der 50er und 60er Jahre wurden das Evangelische Hilfswerk und die Innere Mission auf Landesebene in den neugegründeten Diakonischen Werken zusammengeführt. In Westdeutschland entstand daraus 1957 das Diakonische Werk der EKD. In der DDR erhielt die von 1969 bis zur Vereinigung 1991 eigenständige Dachorganisation beide Bezeichnungen im Namen: Diakonisches Werk - Innere Mission und Hilfswerk - der evangelischen Kirchen in der DDR.

Die Arbeit von Innerer Mission und Hilfswerk wurde bereits 1948, bei der EKD-Kirchenversammlung in Eisenach, im Artikel 15 der Grundordnung der EKD als "Wesens- und Lebensäußerung der Kirche" beschrieben.

In der heutigen Satzung des Diakonischen Werkes heißt es weiter: "Die Kirche hat den Auftrag, Gottes Liebe zur Welt in Jesus Christus zu bezeugen. Diakonie ist eine Gestalt dieses Zeugnisses und nimmt sich besonders der Menschen in leiblicher Not, in seelischer Bedrängnis und in sozial ungerechten Verhältnissen an. Sie sucht auch die Ursachen dieser Nöte zu beheben."

Diakonie - Helfen in verändertem sozialen Umfeld

Es gibt in Deutschland eine politisch gewollte Partnerschaft zwischen dem Sozialstaat und den Verbänden der Freien Wohlfahrtspflege. Sie ist in dieser Weise in Europa einmalig. Dementsprechend übernimmt die Diakonie soziale Aufgaben, die ihr vom Staat anvertraut werden - aber eben als freier Träger. Als eine solche Partnerin ist Diakonie Mitgestalterin einer sozial gerechten Gesellschaft. Diese Partnerschaft gilt es zu bewahren und zu vertiefen.

Mehr denn je ist die Diakonie heute herausgefordert, sich für Menschen einzusetzen, die Beistand und Hilfe brauchen. Gegen eine zunehmende Ökonomisierung des Sozialen ist sie Anwalt derjenigen, die nicht im Zentrum des privatgewerblichen Interesses oder Leistungsangebotes stehen. Sie ist Fürsprecherin für Arbeitslose, Ausgegrenzte, Flüchtlinge, Aussiedler, Obdachlose, Straffällige, Kinder. Gegen alle Versuche, Armut zu verschweigen, ist es das zentrale Anliegen der Diakonie, denen, die keiner hört, eine Stimme zu geben. Damit übernimmt sie zugleich eine unverzichtbare Wächterfunktion in Staat und Gesellschaft.

Diakonie heißt auch, bei jedem einzelnen die Kräfte in das eigene Vertrauen und in die Verantwortungsfähigkeit zu stärken. Es ist Aufgabe der Diakonie, zu mehr Gemeinsinn und zu einer neuen Kultur des Helfens zu ermutigen. Diese Aufgabenstellungen machen das Diakonische Werk zu einer Institution unserer Gesellschaft, die in Verbindung von fachlicher Kompetenz und christlicher Verbundenheit eine sozial gerechte Gesellschaft zum Ziel hat.